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Heinz P. L. Bück
Freier Publizist

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Klartext

Unter Hochdruckeinfluss

Druckwerke tragen ihren Namen zu recht. Man gerät nicht nur zeitlich allzu leicht zwischen die Mühlsteine, sondern häufig auch inhaltlich unter die Räder. Gerade in der Thermik geschäftlicher Hochdrucklagen entsteht gelegentlich in eilig einberufenen Sitzungen ein Publikationseifer, der so manch einen frischen Wind mit warmer Luft verwechseln lässt. Doch nach ein paar kurzen Böen setzt alsbald Flaute ein.

Nun gut, das Kreativ-Meeting war recht kurzfristig einberufen worden, denn das Geschäft musste angekurbelt werden. Verstärkte Werbung war vonnöten. Selbstdarstellung war gefragt, weil Außerwirkung dringend geboten. War es nicht eine Sternstunde der Visionäre gewesen und hatten die nicht nach erhöhter Aufmerksamkeit für das Unternehmen verlangt und sie bekommen? Was gebraucht werde, so ihr und allsodann der allgemeine Tenor, war doch eine verbesserte Wahrnehmung und erhöhte Öffentlichkeitswirksamkeit. Aktive Pressearbeit und proaktive Mailings sollte es geben, was auch immer das bedeuten mag.

Scheint die Lage schwierig, ist die Zeit der Visionäre gekommen, die ein Meeting an sich reißen können, als seien sie zum Vortanz auf dem Tisch geladen. Je nach Talent ist in Minutenschnelle im Geschwafel und Geschwätz der letze Funke klaren Menschenverstandes, der das heiße Gemisch noch zum Verpuffen hätte bringen können, erloschen. Flott wird in der Hitze gekonnter Spiegelfechterei das letzte Stündlein der bewährten Geister eingeläutet, die mit verdrehten Augen matt am Boden liegen. Und leicht beschwipst von allgemeiner Euphorie der Aktionisten wird flugs ein Mahlwerk noch in Gang gesetzt, das hinterher dann - selbst beim allerbesten Willen – doch leider nicht am Laufen hat gehalten werden können. Zermahlen allenfalls die Nerven der wehrlos überstimmten Macher, die eher ausgeguckt als auserkoren waren, ab jetzt den Kampf selbst weiter fortzuführen und zu verlieren, auch wenn die Windmühlenflügel längst am Boden lagen. Dabei gab es doch so viel zu sagen.

Die unerhörten Propheten des überlasteten Vertriebsaußendienstes hatten doch Berge von Kontaktdaten gestapelt, allesamt Kunden , die nicht zu ihnen hatten kommen können. Hatten sie nicht die Top Ten zur führenden Branchenmesse gebeten? Einladungen, Newsletter und Broschüren für den Unternehmensauftritt mussten her und waren dezidiert und dediziert gefordert worden und eine Hauszeitschrift für die Kundenbindung. Ideen gab es doch zuhauf.

Kaum war die heiße Luft des ersten und vorerst letzten Kreativ-Meetings aus dem verstunkenen Tagungsraum gewichen, streifte ein erster kühler Hauch die zurückgebliebenen, weil flüchtig auserkorenen Macher. Der ablandige Wind der ersten Initiation war noch am Tage selber abgeflaut. Mit dem Ausbleiben der für die kommende Woche allseits versprochenen Unterstützung ging auch der letzte viel beschworene Antrieb alsbald verloren und unter dem ortsfesten Hochdruckeinfluss der folgenden Geschäftstage brauten sich am Horizont die ersten dicken Wolken eines Gewitters zusammen, das Klärung verhieß und Abkühlung, um neue Pläne zu schmieden. Unbeflügelt waren die besten Ideen ins Mahlwerk einer langsam erlahmenden Tretmühle geraten. Dabei gab es doch so gute Vorschläge. Aber wer macht´s und vorallem wer schreibt´s?

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