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Journalistenpreis Irland Fotografie
Als Schirmherr des »Journalistenpreises Irland« nahm der irische Botschafter Michael Collins die Preisverleihung im Rahmen der »Irish Night« während der ITB 2014 in Berlin vor.

Preisträgerin in der Kategorie Fotografie ist Sigrid Schusser. Ihr Bild »Irish Ice Cream« aus der Sommerreportage Irland des redACtionsbureaus belegte den ersten Platz.


active 1 / 2011: Ein Tag in Aachen
Ein Tag in der Bäder- und Kaiserstadt Aachen liefert kulturelle und kulinarische
Eindrücke aus drei Ländern. Für active, das moderne Magazin für Freizeit und Wellness aus dem DoldeMedien Verlag, haben wir die Leser für einen Tag zu einem Stadtbummel eingeladen:

Begleiten Sie uns beim Studium von heißen und kalten Quellen zwischen Pinten und Printen, bei Pommes und Puttes. Das Heft 1/2011 erschien im Februar.


Heinz P. L. Bück
Freier Publizist

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Reise unter Segeln : Masuren

Masuren - Land der tausend Seen


Das frühmorgendliche Klappern der Fallen verheißt Segelwetter. Das nächtliche Gewitter hat die Fronten geklärt. Eine kleine Flotte von Charterbooten liegt hier im ruhigen Hafen von Piękna Góra und wartet auf Gäste. Wir sind mit Ende Juni noch vergleichsweise früh für hiesige Verhältnisse. Denn wegen der strengen Winter beginnt die Segelsaison hier erst so richtig mit dem verlängerten Feiertagen um den 1. Mai. Gerade erst haben im Lande die Sommerferien begonnen und unsere polnischen Frende meinen, es brauche dann noch gut eine Woche, ehe die Leute in die Ferien gehen. Masuren ist auch für die Einheimischen ein beliebtes Reiseziel. Schließlich gilt Mazury als das Land tausender Seen, die durch zahllose Wasserwege – Flüsse und Kanäle – untereinander verbunden sind. Als ein Eldorado für Segler und Kanuten ist dieser südliche Teil des ehemaligen Ostpreußens eines der letzten naturnahen Großräume in Europa. Ein wenig abseits im Nord-Osten Polens gelegen und daher geschützt, unterhalb der Grenze zur Enklave der Russischen Föderation um Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg.

Giżycko im Norden und Mikołajki im Süden der Seenplatte sind Mekka und Medina des masurischen Bekenntnisses zu Wassersport und Segelleidenschaften. Hier findet jeder, der nicht gerade auf Luxusyachten aus ist, ein passendes Angebot, vom kleinen Jollenkreuzer bis zum dicken Kajütboot.

Die Seen nördlich Giżycko – so war zu lesen – bieten mehr Naturerleben, die südlich gelegenen mehr Tourismus und kommerzielles Angebot. Daher wollten wir gen Norden. Wir haben uns im örtlichen Sklep, dem kleinen Supermarkt, eingedeckt und genug frischen Proviant dabei. Denn wir wollen nicht unbedingt jeden Tag in den Hafen. So sind reichlich Gemüse und Obst mit an Bord, auch Wasser und Wässerchen, wie der Wodka hier liebevoll genannt wird, und Würste zum Grillen. Denn Lagerfeuer ist angesagt. Kühlung gibt es in unserer Bootsklasse nicht. Die Boote sind einfach ausgestattet. Ein Piwo, das heimische Bier für den Anleger, wird es also wassergekühlt geben.

Auf nach Norden
Die Einweisung ist pragmatisch kurz. Das Mastlegen muss auf der Stelle gekonnt sein, denn der Hafen von Piękna Góra wird nordwärts durch eine Brückenunterfahrung verlassen. Das Wasser verzweigt sich in Nebenarmen, teilt sich vor Inseln und Inselchen, um sich erneut zu vereinen zu einem friedlichen Spiegel des strahlend blauen, weiten Himmels. Nach der Umfahrung der vorgelagerten Inseln öffnet der Jezioro Kisajno vor uns ein bis an den Horizont weit ausgedehntes Segelrevier. Die Ruhe der Landschaft umschließt uns. Die Waldufer sind von dichtem Schilf gesäumt. Die Wolken segeln mit uns. Vor uns breitet sich still der Traum wohl eines jeden Segelsportlers aus, ein Seensystem, das wir mit nur wenigen Booten und Kanuten teilen und das, wie wir wissen, sich See um See nach Norden weiter und weiter erstreckt. Eingebettet in eine so friedliche Kulisse präsentiert sich das geschützte Gewässer als ein Naturrevier, ein Spaßrevier oder ein Probierrevier für Anfänger und Wiederanfänger, geborgen in den angrenzenden Wäldern und Wiesen Masurens, gesegnet mit meist mäßigem Wind.

Wir hangeln uns nordwärts, kreuzen gegen einen leichten N-NO, bis die tiefer stehende Sonne uns gemahnt, dass es keine Beleuchtung im Top gibt und es allemal Zeit wird, nach einem Plätzchen zum Übernachten zu suchen. Es findet sich schneller als erwartet. Die Einheimischen ankern in kleinen Buchten im Schilf und wir haben von weitem kommend die freie Auswahl am östlichen Ufer. Wir werfen Heckanker und lassen uns in eine kleine Bucht zwischen Binsen und Schilfrohr unter die Bäume gleiten. Siggi, unsere Skipperin, springt ins Wasser und legt eine Landleine auf Slip um einen Stamm. Wir haben unsere erste Bucht gefunden, nur für uns, für uns und die Mücken. Wir verholen uns über den Heckanker daher dann doch lieber etwas aus dem Gehölz seewärts. Lidia verschwindet in der Kombüsenecke. Andreas, unser Bootsmann und Majtek, fischt das leidlich gekühlte Bier von der Badeleiter. Was eine kleine Bucht auf Polnisch heißt, ist leicht zu klären: Polanka. Wie der verdiente, standesgemäße "Anleger" zu übersetzen ist, bleibt zunächst unklar. Das Wort besteht scheinbar ebenso wenig wie sun-downer. Also entschließen wir uns zur Sprachschöpfung "cumowka", abgeleitet von polnisch “cumowanie”, anlegen. Also dann: “Na zdrowie!”, es war ein herrlicher Tag. Nur das juckreizerregende Sirren in der Luft hier stört!

Es gibt Kartoffeln und bunten Salat, dazu leckere Würste, mit der die polnische Küche in vielerlei Pellen aufwartet. Sie hat aber weitaus mehr Herrlichkeiten zu bieten, als auf einen Törn mitzunehmen ist. Am Ende der Mahlzeit steht der landestypische Schluck Wodka.

Ruhe und Natur genießen
Es geht weiter über den Jezioro Kisajno und dessen nordwestlicher Ausbuchtung, die Zatoka Labap, die ein eigener See sein will, zum westlich gelegenen Naturreservat des Jezioro Dobskie. Der Himmel ist bedeckt, der Wind etwas frischer. Die Zufahrt zum Reservat erfolgt über markierte Durchlässe im Schilfgürtel, der die beiden Seen voneinander trennt. Ohne elektronische Navigationshilfen wie GPS oder gar Echolot, sind Karte, Peilung und ständige Wahrschau hier unerlässlich. Motoren ist in diesem Naturschutzgebiet selbstverständlich verboten. Inmitten des Dobskie Sees liegt die Wysoki Ostrów, auch Wysoki Kormoranów genannt, die Insel der Kormorane. Auf den vom Kot entlaubten Bäumen hocken Hunderte der schwarzen Gesellen, die hier ein Refugium gefunden haben, das sie mit Rothalstauchern und Schwänen teilen.

Wir umkreisen die Inseln und umrunden den See bis zum südöstlich gelegenen Ort Doba, der uns nicht zum Verweilen einlädt. Stattdessen kehren wir zurück, durchqueren erneut im Fahrwasser den Schilfgürtel, nehmen Kurs auf Sztynort und umfahren die Untiefen im Süden der schmalen Einfahrt zum Hafen. Der Jachthafen von Sztynort liegt in einem abgeschlossenen Seenkessel und ist durch ein enges Fahrwasser im Schilf zu erreichen. Für ein Hafengeld von 15 Złoty bis 9 lfm Schiffslänge stehen uns reichlich Anlegeplätze an den Stegen zur Verfügung und ein penibel saubergehaltenes Sanitärgebäude, in dem die emsigen Reinemachefrauen 10 zł für die willkommene Dusche kassieren und 1 zł, wo der Kaiser zu Fuß hingeht. Zum Vergleich rechne man 1 Euro zu 4 Złoty. Wir frischen unseren Proviant im nahen Laden auf. Die Hafenanlage ist ein einladender Treffpunkt für Jung und Alt. Abendliche Live-Musik auf der Freilichtbühne an Dienstagen und Donnerstagen sowie die verschiedenen Restaurationen verführen zum Verweilen. Der Ort und die Landschaft laden zu kleinen Landausflügen, denn – so weiß es der Reiseführer - er besitzt die schönste Eichenallee Masurens.

In jedem Fall ist Sztynort auch Charterhafen und ein idealer Ausgangsort, um kürzere Schläge in die nördlichen Seenbecken zu unternehmen. Deshalb trifft man viele einheimische junge Crews an, die die Schönheit ihres Landes – auch lautstark nachts – für sich entdecken. Wer vom Hafen in den Ort hinaufgeht, findet oberhalb der Querstraße zur Linken eine Gartenwirtschaft, die auf Tischen und Bänken unter schattigen Bäumen frischen Zander, Dorsch und Barsch zu kaltem Bier anbietet. Angrenzend liegt das verfallende Schloss Steinort, das im 17. Jhd. von Marie Eleonore von Lehndorff, einer Tochter und Gräfin Dönhoff errichtet worden war. Ein geschichtsträchtiger Ort, dessen Hausherr Heinrich Graf von Lehndorff für seine Beteiligung am Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 in Plötzensee hingerichtet wurde. Alle Versuche, das Anwesen vor dem Verfall zu retten, sind bislang am finanziellen Volumen eines solchen Ansinnens gescheitert. Doch wie bedauerlich auch immer, wer Polen zu Lande oder zu Wasser bereist, ist umgeben von den Zeichen und Spuren des historischen Wandels, des Verfalls und Niedergangs wie auch des emsigen Aufbaus und der Erneuerung. Nicht umsonst kommen die weltweit führenden Restauratoren aus Polen.

Bei Störchen und Schwänen

Am Morgen unserer Weiterfahrt verhängen zunehmend Wolken den strahlend blauen Tagesanbruch. Nach den Hafengesängen der vergangenen Nacht ist uns durchaus nach Einsamkeit zumute. Wir umfahren weiträumig die Untiefen südlich des Sztynorcki Róg und halten uns an die Betonnung der Nord-Süd verlaufenden Schifffahrtsstraße, die uns zum Kirsajty führt. Für die Brückenpassage muss abermals der Mast gelegt werden. Der Kirsajty ist der kleinste der Seen, ein von Schilf gesäumtes Becken, durch den der Wasserweg nordwärts führt. Einige Boote ankern in der Ruhe dieses geschützten Gewässers, an dessen Ausfahrt in den Jezioro Mamry, den eigentlichen Mauersee, der Wind hinter der Landabdeckung wieder auffrischt. Wir picknicken im Schilf und lassen dann bei 4 Bft aus Nord unser Schiffchen ostwärts laufen. Eine schmale Passage führt uns in den Jezioro Święcajty, den Schwenzaitsee, der sich bis Ogonki am fernen Ostufer erstreckt. Erst am späten Nachmittag halten wir Ausschau nach einem Schlafplätzchen und finden eingangs der Passage zum Mamry eine Polanka mit einer kleinen Wiese hinter dem Schilfgürtel. Wir motoren achteraus in die kleine Bucht und machen mit Landanker fest. In der untergehenden Abendsonne sammeln wir Holz und grillen unsere Würstchen auf der offenen Feuerstelle. Für Segler werden übrigens auch von offiziellen Stellen immer öfter kleinere Anlegestellen mit Lagerplatz und Feuerholz bereitgestellt. Wir genießen den Abend am Feuer, bis die Mücken kommen und wir uns hinter dem verhängten Niedergang in den bescheidenen Salon unseres kleinen Bootes flüchten.

Nach ruhiger Nacht ein langes Frühstück in der Sonne. Es wird später Morgen, ehe wir aufbrechen, den Jezioro Mamry zu erkunden. Der See hat einige mit kardinalen Gefahrentonnen ausgewiesene Untiefen. Das Fahrwasser nach Węgorzewo im Norden ist betont. Die kleine alte Stadt bietet Seglern Anlaufstelle und Verpflegung. Wir jedoch meiden den Kanal der Hafenzufahrt und wenden uns wieder südwärts, um zurückzukehren Richtung Giżycko, und suchen auch die nächsten Tage für unsere Cumowka mit Würstchen und einem Wodka hintennach das Nachtquartier in einsameren Gefilden, bei Schwänen, Ottern und Mücken.

Fazit
Polen, jüngster Partner in der Europäischen Union hat auch dem Reisenden wahrlich viel zu bieten. Das aufstrebende gastfreie Land hält gerade für seinen großen westlichen Nachbarn Deutschland ein kulturelles, touristisches und auch kulinarisches Topangebot bereit, bei deutlichen Währungsvorteilen und einem großen Entgegenkommen für seine Besucher. Naturfreunde, junge Leute und Familien mit kleinen Budgets oder Nachwuchssegler, die auf dem "eigenen" Schiff erste Charter-Erfahrungen als Skipper sammeln möchten, kommen in Mazury zu wirklich niedrigen Preisen auf ihre Kosten.
Seit Juni 2006 wird neuerdings vom Charterer ein Segelschein verlangt. Das ist gut so, denn in der Hauptsaison wird es voll. In der Nebensaison indessen ist man vielerorts noch allein.
In den vergangenen Jahren habe sich das Angebot in Masuren verdoppelt, so ist zu lesen, vielfach um auch deutsche Kunden gezielt anzusprechen. Wer einen Skipper möchte, kann ab 25 Euro am Tag ortskundigen Beistand anheuern. Es hat in der Vergangenheit auch Unfälle gegeben, so dass mit der unablässig voranschreitenden Entwicklung des Segeltourismus die Sicherheit verbessert wird. In Węgorzewo, Giżycko und Mikołajki sind inzwischen drei Rettungsboote mit Ärzten an Boot stationiert, die im Notfall binnen 20 Minuten jedes Boot erreichen sollen. Für freiwillige Rettungskräfte entstehen weitere Stationen.
Wer in Masuren segelt, wird zusätzlich durch eine Anreise belohnt, die viele landschaftliche Reize zu bieten hat. Die rumpeligen Straßen muss man zum Ambiente zählen und hinnehmen. Denn wo sie erneuert werden, kostet es die Bäume der vielen malerischen Alleen Kopf und Krone. Man wird Dörfer sehen, die von der Zeit vergessen scheinen, ebenso wie Orte, die für Modernisierung sorgen und den strukturellen Rückstand jahrzehntelanger Planwirtschaft aufzuholen versuchen. Polen ist ein Land, in dem Alt und Neu verblüffend nah beieinander liegen, wo Störche sowohl Bestandteil der landschaftlichen Idylle als auch Teil eines unaufdringlichen touristischen Marketings sind.

Karten
Mazury, część północna (Nord)
Maßstab: 1:60 000
ISBN: 83-88112-76-7
EAN: 9 788 388 112 768
PKWiU: 22.11.33-00.29
Preis : 15.90zł

Mazury część południowa (Süd)
Maßstab: 1:60 000
ISBN: 83-88112-86-4
EAN: 9 788 388 112 867
PKWiU: 22.11.33-00.29
Preis: 15.90zł

Hafengebühren
http://www.segeln-in-masuren.de/porty.html nennt Häfen und beziffert die dortigen Durchschnittspreise auf dem Stand von 2004, die unserer Erfahrung nach gegenüber 2006 geringfügig zu erhöhen sind.

Reise-Info
Unter den unzähligen gedruckten und digitalen Quellen fanden wir – ohne Anspruch auf Gerechtigkeit - die folgenden sehr hilfreich und informativ.

http://www.info-polen.com/portal/regionen/ermland_masuren.php beschreibt Masuren und lädt zu einer Reise im Internet durch die Wälder und die Wasserwege Masurens.

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